Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften

Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften

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Mögliche Variante zur Eröffnung von hinten heraus.

Man muss nicht wie Jupp Heynckes Trainer vom Champions League Sieger sein, um die Wahrheit seiner These (siehe Überschrift)  beurteilen zu können. Gemeint hat er mit diesem Ausspruch vor allem, dass die Defensivarbeit entscheidend ist. Wir würden aber noch einen Schritt weitergehen und sagen: Auch die Offensivfähigkeiten der „Abwehr“ ist entscheidend, und den Grundstein dafür legen wir im Kleinfeld.

Um die Jungs aller Mannschaftsteile fit zu machen, und auch den eher defensiv eingesetzten Spielern das nötige Handwerkszeug für spätere Erfolge mitzugeben, sollten wir dafür sorgen, dass sie schon im Kleinfeld das Spiel von hinten aufbauen.

Viel zu oft werden noch Bälle vom Torhüter an oder über die Mittellinie geworfen. Oder nahe der Mittellinie können Angreifer die Zuwürfe nicht kontrollieren und man kassiert den in Kauf genommenen Einwurf. Es geht anders, meiner Meinung nach besser.

Schon bei den F-Junioren kann man die Jungs dazu anhalten, oder es sogar vorgeben, dass der Ball vorrangig zu den Verteidigern gerollt wird. Flache Bälle sind eh leichter zu kontrollieren. Der Torhüter kann diese Bälle sogar mit dem Fuß passen, dann lernt er auch noch etwas dabei, ist flexibler und überblickt das Spielfeld besser, als beim Rollen aus der Hand.

Diese Variante der Spieleröffnung erfordert allerdings einiges. Die Jungs müssen vorab einige Dinge dazu wissen und können, und letztendlich müssen sie sich auch trauen; Dazu gehört, dass man ihnen Fehler zugesteht und in Kauf nimmt, dass der eine oder andere Gegentreffer fällt, ohne dass man gleich mit Schuldzuweisungen oder frustrierten Kommentaren reagiert.

Für eine Eröffnung über die Abwehrspieler brauchen diese idealerweise Platz, je mehr desto besser. Dazu sollten die übrigen Spieler also Platz machen, indem sie sich zum Beispiel in der Hälfte des Gegners postieren. Natürlich müssen sie bereit sein einzugreifen, nach hinten zu helfen oder sich eben nach vorne für einen langen Ball von Torwart oder Mitspieler anzubieten. Die Abwehrspieler sollten möglichst weit hinten und außen stehen. Wird mit drei Verteidigern gespielt, dann sollte der mittlere auch Platz machen, wobei er dann mittig direkt an der Strafraumgrenze am besten aufgehoben ist. So ist er weit genug weg von den anderen beiden und steht als Feuerwehr für den Fall der Fälle bereit. Je cleverer und aufmerksam dieser Spieler ist, desto mehr kann man ihn einbinden, und ihn zu Gegenbewegungen im Vergleich zum Torwart motivieren. D.h. wenn der Torhüter zum rechten Verteidiger schaut und geht, dann bewegt sich der mittlere Spieler ein Stück nach links, um noch mehr Platz für den potentiellen Ballempfänger zu schaffen.

Der zweite äußere Verteidiger muss natürlich neben seinen Versuchen sich anzubieten auch sehr wachsam sein, und beim Abspiel des Torhüters auf seinen Nebenmann sofort zur Mitte einrücken, um dort im Falle eines Ballverlustes eingreifen zu können.

Die Abwehrspieler sollten wissen, wie sie sich bei verschiedenen Gegenaktionen der Angreifer verhalten sollten. Wenn sie eng gedeckt werden, ist es ideal sich mit einem schnellen Antritt in den freien Raum ballfordernd zu lösen. Mit einer Auftaktfinte von der Laufrichtung weg können sie dabei ihren Vorsprung noch vergrößern. Sollten die Gegenspieler nach einigen erfolglosen Aktionen umstellen, oder von Anfang an clever sein und im Raum decken, dann müssen die Abwehrspieler sich plötzlich vom Gegenspieler weg (meist also nach hinten) anbieten und den gewonnen Raum für eine schnelle Mitnahme oder ein direktes Abspiel (kurz oder lang, je nach Gegnerdruck, Optionen und Fähigkeiten) nutzen. Natürlich ist bei beiden Aktionen das Ziel, dass der Verteidiger mit dem Ball nach vorne dribbelt. Wenn er gute Vorarbeit geleistet hat, dürfte er sogar ohne Gegenspieler nach vorne unterwegs sein, wodurch er eine Überzahl geschaffen hat. Diese bietet natürlich eine hervorragende Ausgangssituation für einen erfolgversprechenden Angriff. Aber auch ein 1 gegen 1 sollte dem Verteidiger ruhig zugestanden werden, denn genau dass soll er im Kleinfeld ja lernen. Grundsätzlich sollte dieser Zweikampf aber möglichst außerhalb der „roten Zone“ (Strafraum plus ein paar Meter davor, von wo aus gefährlich auf das Tor geschossen werden kann) stattfinden und so gut wie möglich durch die anderen Spieler abgesichert werden, falls er verloren geht.

Als Optionen für das Anspielen in den Lauf bieten sich Anspiele in den Fuß an, die direkt („klatschen lassen“) zurück gespielt werden. Dabei kann sich der Angreifer nach dem „Klatschen“ vom Gegenspieler in den freien Raum absetzen und das erwünschte Dribbling dann beginnen. Oder der Torhüter verlagert mit einer Drehung zur anderen Seite oder spielt unter Gegnerdruck einen anderen Spieler an. Ganz zur Not kann er natürlich noch lang nach vorne schlagen, oder bei den F-Junioren den Ball nochmal mit der Hand aufnehmen.

Sollte sich kein Verteidiger trauen, eine Pause benötigen, oder einfach kein Raum für ein Anspiel schaffen können, hat der Torhüter noch die Option den mittleren Verteidiger (falls vorhanden) anzuspielen, der widerum zurück oder nach außen klatscht, oder den Ball in die Drehung mitnimmt. Aber auch die Spieler hinter oder an der Mittellinie können entgegenkommen und sich ggf. anbieten.

Da mit etwas Übung die Eröffnung über die Verteidiger meist gut gelingt und sehr effektiv ist, braucht man sich nicht fürchten sie einzusetzen. Sie steht und fällt natürlich mit dem Mut der Verteidiger, den technischen Fähigkeiten der beteiligten Spieler und dem Druck bzw. der Cleverness von gegnerischen Spielern und Trainern. Durch die zahlreichen Handlungsoptionen, die man aber auch erst üben muss, klappt diese Art der Eröffnung aber gegen fast alle Teams.

Wer seine Mannschaft von hinten heraus spielen lässt, muss zwar einiges dafür tun, gibt seinen Spielern dadurch aber eine hervorragende Variante an die Hand und hilft ihnen – und das sollte das oberste Ziel sein – für ihren weiteren fußballerischen Weg.

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