Nachwuchs-Fußball in Deutschland 2013

Nachwuchs-Fußball in Deutschland 2013

996905_559634724103812_1409822896_nArnd Zeigler ist ein deutscher Moderator, Journalist, Autor, Stadionsprecher und Sänger. Bekannt aus der Fernsehsendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ oder als Stimme im Bremer Weserstadion. Er hat sich auf seinem Facebook-Account mal Luft verschafft, nachdem er mal wieder einen betrüblichen Fußballnachmittag erlebt hat.

Sein Sohn spielt in der D3 vom SV Werder Bremen, das nur zur Erklärung, was er bei einem Junioren-Spiel macht.

Seine Aussagen treffen auch für den Berliner Fußball zu und decken eine sehr negative Entwicklung auf. Vielleicht kann dieser Beitrag ja den einen oder anderen noch weiter auf die „richtige“ Seite ziehen.

Liebe Fußball-Eltern!

Ich fürchte, dieses kleine Posting wird diejenigen nicht erreichen, die es betrifft. Aber ich möchte mich dennoch einmal zu einem Thema äußern, dass mich an vielen Wochenenden des Jahres nervt, und bei D-Jugend-Spielen wie letzten Samstag ganz besonders, weil man mittlerweile bei manchen Vereinen schon vorher weiß, dass „es“ wieder passiert.

Mein Sohn spielt jetzt seit 2006 im Verein Fußball – mehr als sein halbes Leben. Damals war er fünf. Und er hat in diesem jungen Fußballerleben schon viel gesehen und erlebt: Verhaltensauffällige Trainer, die ich gerne mal therapeutisch behandelt sehen würde, weil sie als einziges pädagogisches Mittel das Demütigen und Ängstigen ihrer Schützlinge beherrschen. Er hat Eltern erlebt, die Sechsjährige dazu auffordern, ihren Gegnern die Knochen zu polieren. Er hat Trainer erlebt, die Achtjährige zu Zeitspiel und Schwalben auffordern.

Und beinahe jedes Wochenende erlebt er Eltern, die vom Spielfeldrand aus den Schiedsrichter mit „Arschloch“ oder „Vollidiot“ beschimpfen. Die Schiedsrichter sind meistens junge Typen, manche erst 16, die ihre Freizeit am Wochenende opfern, um sich regelmäßig ehrenamtlich von Eltern beleidigen und bedrohen zu lassen.

Und ihre Kinder lernen also frühzeitig Dinge wie: Bescheißen ist okay, Unfairness ist okay – wenn Papa am Spielfeldrand gerne einen Sieg gegen den bösen großen Verein sehen würde, und vor allem: Wenn man verliert, ist IMMER der Schiedsrichter Schuld. Wie gesagt: Oft weiß man vor dem Spiel, dass es so sein wird.

Ich weiß, dass ich vermutlich etwas aus der Zeit gefallen scheine, wenn ich so etwas schreibe wie jetzt: Ich würde mir wünschen, dass nicht nur Trainer und Betreuer, sondern vor allem auch die Eltern fußballspielender Kinder bei allem falschem Ehrgeiz am Spielfeldrand einen Vernunftsrest mobilisieren, der ihren Kindern hilft, später mal ein intaktes Wertesystem zu besitzen.

Das kann z.B. Dinge beinhalten wie:

Den Schiedsrichter und die Spieler des Gegners sollte man respektieren, egal wie das Spiel läuft. Auch die eigenen Mannschaftskameraden sollte man respektieren – selbst die, die mal etwas schlechter spielen. Manchmal ist ein Gegner einfach besser. Manche Niederlagen sind verdient. Manchmal sind sogar selbst unglückliche Niederlagen verdient. Manchmal macht ein Schiedsrichter Fehler, ohne das absichtlich zu tun. Und manchmal sieht ein Schiedsrichter eine Situation wirklich besser als Eltern, die 60 Meter weiter weg stehen. Werte wie Anstand, Respekt und vielleicht auch ein bisschen Demut sind manchmal wichtiger als das absichtliche oder unabsichtliche Vermitteln von „Gewinnen, egal wie“.

Und zu guter Letzt: Wer von Trainern oder Eltern mit sieben Jahren in der F-Jugend lernt, dass immer andere an Niederlagen Schuld sind, dass man auch ruhig unsauber gewinnen darf und dass es völlig okay ist, bei restlos JEDER Entscheidung schreiend auf den Schiedsrichter zuzurennen, der erzeugt eine Generation von Fußballern, der zumindest ICH eines Tages nicht mehr besonders gerne beim Kicken zuschauen werde.

Zum Foto: Der Schiri (rechts) hat bessere Sicht als jeder andere Besucher des Sportplatzes. Bis eine Stunde nach Spielschluss haben Eltern der Heimmannschaft auf den ungefähr 18-jährigen Unparteiischen eingeredet, teilweise laut und aggressiv, im Beisein ihrer Kinder. Diese Szene hat letzten Samstag fast für einen Tumult gesorgt, weil ALLE Zuschauer der Heimmannschaft völllig sicher waren, dass kein rotes Bein das schwarze Bein berührt hat und außerdem alle roten Spieler den Ball gespielt hätten. Ob das so war oder nicht ist im Grunde zweitrangig. Aber ich zweifle es trotzdem mal an. Und wünsche mir für den weiteren Verlauf der Saison, dass wir wenigstens ein paar Spiele sehen, wo einfach nur eines gemacht wird: Fußball spielen.

Danke und sorry. Musste mal raus.

Zitat von Arnd Zeigler.

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